Hildegard Elmas Bilder sind von klarer und atmosphärischer Präsenz. Sie erzählen nichts und beschränken sich zunächst auf Formales: waagerechte und senkrechte Pinselstriche. Die Künstlerin bestimmt das immer gleiche Papierformat der lebensgroßen Aquarelle von zwei mal eineinhalb Meter durch die Reichweite der Arme; ihr menschliches Maß macht sie besonders hier in diesem gewaltigen Innenraum zu einem greifbaren Gegenüber.
Ihre Bilder sind Annäherungen an das Zusammenspiel von Licht, Farbe und Raum und zugleich Liebesbezeugungen an den Klang zweier Farben, deren Möglichkeiten und Grenzen sie konsequent auslotet und denen sie immer wieder neue Nuancen entlocken kann: Blau und Rot. Genauer gesagt arbeitet sie mit zwei bestimmten Blautönen, dem Indigo und dem Ultramarin, sowie mit zwei bestimmten Rottönen, dem Magenta und dem Alizarin- Karmesin. Die Künstlerin erforscht das Wesen dieser zwei Grundfarben mit Systematik und Strenge, aber auch mit dem notwendigen Los- und Gehenlassen, um ihr nicht berechenbares Eigenleben und ihren Fluss zuzulassen. Sie experimentiert mit der Materialität beider Farben, um hinter ihr (leuchtendes) Geheimnis zu kommen. Indem sie den lasierenden Farbauftrag und seine Spuren sichtbar macht, werden die Farben in ihrer Essenz, Lichtheit und Transparenz lebendig. Der Malprozess selbst ist ein gut vorbereiteter Akt der Konzentration: die Stärke des Pinsels, die Menge und Konsistenz der reinen Farbpigmente, die Intervalle der Pinselstriche, die Anzahl, wie oft der Pinsel abgestrichen werden muss. Sie entscheidet zuvor, in welchem regelmäßigen Verhältnis die Farbmenge zur Wassermenge verdünnt werden soll. Das Blatt ist senkrecht auf ein Brett an der Wand installiert, sodass die Farbe durch die Schwerkraft gelenkt wird, ohne ihr eigenes Zutun. Beim eigentlichen Malprozess zieht Elma den Pinselstrich ohne abzusetzen akkurat in einer Linie durch. Nach dem Trocknen erfolgt der regelmäßige Auftrag weiterer Farbschichten. Ihr Ziel ist es, auf diese Weise die maximale Leuchtkraft der Farbe zu erzielen und die Farbe durch ihren Verlauf und ihre Nuancen erfahrbar zu machen. Durch gestaffelte Ansätze des Pinselauftrages wird der Entstehungsprozess für den Betrachter nachvollziehbar. So bestimmen zum einen der hauchfein differenzierte Farbauftrag in feinen Schwaden seine Kraft aus dem Durchschimmern des weißen Untergrundes und zum anderen der kräftige mehrschichtige Farbauftrag das Bild. Manchmal führt die Beimengung von Glyzerin zu einer glänzenden Oberfläche. Überhaupt erinnert die Textur an die Beschaffenheit von Haut, wodurch die Bilder sichtbar zu atmen scheinen. (Petra Schröck, Berlin 2019)
1948 geboren in Freudenstadt, Schwarzwald
1967 – 76 Studium der Anglistik, Germanistik und Musik fürs Lehramt in Tübingen und an der Hochschule für Musik in Stuttgart
1978 – 82 Studium der Freien Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, Lehrer: Dieter Groß, Paul Uwe Dreyer, Gottfried von Stockhausen
1982 – 2018 wohnhaft in Leer/Ostfriesland
seit 2018 wohnhaft in Freudenstadt, Schwarzwald
Vertreten von der Galerie Judith Andreae, Bonn
Ausstellungen (Auswahl)
St.- Thomas-Kirche, Berlin,
Kulturzentrum Zehntscheuer, Rottenburg (mit Daniel Erfle), Kunstkreis Tuttlingen,
Galerie Dengler und Dengler (mit Daniel Erfle), Stuttgart, Kunstverein Neukölln (mit Johannes Lacher), Berlin,
Kunstverein Lauenburg,
Galerie im Landratsamt Freudenstadt,
Kunstverein Schorndorf (mit Daniel Erfle),
BrotfabrikGalerie, Berlin,
Galerie Ruth Sachse, Hamburg,
Galerie Carolyn Heinz, Hamburg,
Galerie Forum Alte Werft, Papenburg,
Galerie Gundel, Freiberg a.N.
Galerie Lysistrata, Bremen
Beteiligungen u. a.
BBK Karlsruhe,
Galerie Judith Andreae, Bonn,
„Experimentelle 20“, Thayngen/CH,
Galerie Marek Kralewski im Kunstverein Freiburg,
Galerie LaKaserna, Bad Nieuweschans, NL,
„Trilogie 17“ in der Kunsthalle Wittenhagen,
Donaueschinger Regionale 2013 und 2015,
Kunstruimte 09, Groningen/NL,
BBK Hamburg,
Großen Kunstausstellung 2004, Halle,
Biennale Neues Aquarell in der Kunststation Kleinsassen, Fulda, Kunsthalle Wilhelmshaven
Öffnungszeiten:
Montag geschlossen
Dienstag 14–19 Uhr
Mittwoch bis Sonntag 11–17 Uhr
Öffnungszeiten gelten auch an Feiertagen!
Führungen:
jeden Dienstag um 18 Uhr
Gruppenführungen nach tel. Absprache
Kontakt:
Neuer Kunstverein Aschaffenburg e.V.
KunstLANDing
Landingstraße 16
63739 Aschaffenburg
Tel.: (+49) 6021 299278
Mail: info@kunstlanding.de