Susanne Britz

Die Dingwelt unseres Alltags mit ihren Trash- und Alltagsgegenständen aus Massenfertigung genauso wie organische Artefakte, wie Skelettteile, vergängliche Objekte wie Obst oder von Kindern Gebasteltes, finden ihren Platz in Britz spezifischem Materialpool. Diese widersprüchliche Sammlung ausgedienter und neuer, unvergänglicher und vergänglicher, schöner und bizarrer Gegenstände, die aus ganz unterschiedlichen Lebensbereichen - zu nennen sind Haushalt, Spiel und Arbeit - entnommen sind, finden ihren Eingang in ein eigenartiges Ding-Universum, in dem auch formale Aspekte eine Rolle spielen, wie die Farbigkeit, der Liniencharakter und die stoffliche Beschaffenheit der akkumulierten Dinge. Britz interessiert nicht der Gegenstand an sich, sondern deren Wechselwirkung. In diesem Akt der Integration zu einem surrealen Gesamtgefüge erfährt der einzelne Gegenstand eine Umwertung.
Die Dreidimensionalität der gleichsam wie auf einer Bühne inszenierten und gerüsthaft anmutenden Installationen, welche Britz mit Trockenleitung betitelt, überführt sie mittels digitaler Fotografie in die Fläche. Diese wird zum Fond für eine Überzeichnung am Computer. Die hieraus hervorgehenden Pigmentdrucke, die häufig selbst wieder in eine Installation überführt werden, erscheinen geschlossen in ihrer Formgebung, doch widersprüchlich in der Wahl ihrer einzelnen Komponenten. Sie sind sowohl gegenständlich als auch abstrakt, Zeichnung als auch Fotografie, Bild als auch Skulptur, digital als auch analog, sinnhaft als auch sinnlos zugleich.
Bei so viel vereint Widersprüchlichem ist es kein Wunder, dass auch die Zeichnung nicht den allgemeinen Erwartungen im Umgang mit den grafischen Möglichkeiten aktueller digitaler Technik folgt. Gestische Linien, die mit einer Computermaus spontan und skizzenhaft auf das fotografische Bild gesetzt werden, erscheinen krakelig unbeholfen. Die Überzeichnung mit Hilfe von Zahlen und Zeichen aus dem Bereich der Naturwissenschaft, die das rätselhafte Gebilde als Versuchsanordnung konnotiert, ist als Paraphrase zur verstehen, als Einwand gegen das Aufgehen und sich Verlieren in der Perfektion des technisch Möglichen.
Dagegen steht der Entwurf von Britz, dass ein Verwenden digitaler Technik, gleichsam wie mit dem Krückstock, die Chance eines grenzüberschreitenden Reflexionsraums eröffnet. Das Digitale benötigt bei Britz das Analoge als seinen Reflexionsgegenstand.

Vita

*1974    in Neuwied am Rhein, lebt und arbeitet seit 2005 in Berlin

Ausbildung
1993-2001    
Studium der Bildenden Kunst,
Philosophie und Chemie
an der Johannes Gutenberg
Universität Mainz

2002   Aufnahme Meisterstudium Klasse für Fotografie an der Johannes Gutenberg
Universität Mainz

 

www.susannebritz.de


Stipendien, Preise, Arbeitsaufenthalte

2000 Förderstipendium der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

2001 Salzburg - Stipendium der Stadt Mainz | Klasse von Ernst Caramelle

2002 Stipendium Künstlerhaus Schloss Balmoral, Bad Ems

„honoured artist“, digital new art award, Videor Art Foundation, Frankfurt

2006 Stipendium Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf

2007 Stipendium des tschechischen Ministeriums für Kultur in Ostrava, Tschechien

2008 Stipendium des Landes Mecklenburg-Vorpommern und der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius im Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop

2009 Kunstpreis „junger westen 09“, Kunsthalle Recklinghausen (1. Preis)

2011 Stipendium Künstlerdorf Schöppingen

2012 BRITA Kunstpreis für Künstlerische Fotografie, Wiesbaden (2. Preis)

Projektstipendium Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop

2013 Arbeitsaufenthalt in Münnerstadt, Projetstipendium vom Freistaat Bayern

2018 „Losito Kunstpreis 2018“ der Losito Kressmann-Zschach Foundation (1. Preis)

2020 KUR(ona)-Projektstipendium des Landes Rheinland Pfalz im Künstlerhaus Schloss Balmoral

2021 „NEUSTART KULTUR“, Stipendium des Bundes ausgeschrieben vom Deutschen Künstlerbund für digitale Vermittlungsformate

 

Ausstellungen (EA) Einzelausstellung (GA) Gruppenausstellung

2021 „Let us find new pictures!", Made in Balmoral, Bad Ems (EA)

2020 „transformer“, Susanne Britz & Mia Hochrein, Inselgalerie Berlin (EA)

"Die Sammlung ans Licht gebracht“, Susanne Britz, Foyer Kunsthalle Recklinghausen (EA)

„6 aus 192, Susanne Britz, Annebarbe Kau, Steffen Lenk, Christine Schäfer,

Andreas Schmid, Peter Torp”, Galerie oqbo, Berlin (GA)

„We used to build castles”. The Tub, Balinn Art Space, Pingeyri, Island (GA)

2019 „Momente des Übertragens und Speicherns“, AKKU, Stuttgart (GA)

„vorübermorgen“, zentrale Ausstellung im Rahmen der 48 STUNDEN NEUKÖLLN, kuratiert von

Dr. Martin Steffens und Rebekka Hofmann, Kesselhaus KINDL, Berlin (GA)

„...aller Welt Enden..., Fontane 2019“, Ausstellungsprojekt kuratiert von Anke Zeisler, St.- Marien-Kirche Frankfurt (Oder) und Sparkasse Märkisch Oderland, Strausberg (GA)

„Versuch und Irrtum “, Ausstellung zum Prolog X9, kuratiert von Anton Schwarzbach und Dorit Trebeljahr, Projektraum c/o Kunstpunkt, Berlin (GA)

2018 „Losito Kunstpreis 2018, Integration“, Löwenpalais der Stiftung Starke, Berlin (GA)

„die Kunst für die Kunst“, Ausstellung zum Prolog X9, kuratiert von Anton Schwarzbach und Dorit Trebeljahr, Kunsthaus KuLe, Berlin (GA)

2017 „agens & reagens“, rk-Galerie für zeitgenössische Kunst, kuratiert von Susanne Britz und Anita Stöhr Weber, Berlin-Lichtenberg (GA)

„PAPERFILE #13“, Galerie oqbo, Berlin (GA)

„spar-insel-galerie-kasse“, Inselgalerie, Berlin (GA)

„10 Jahre“, Kunstverein Neukölln, Berlin (GA)

2016 „Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf – ein interdisziplinäres Festival“, KunstHaus Potsdam

„lockere Wolken“, Ausstellung im Rahmen von Prolog, kuratiert von Anton Schwarzbach und Dorit Trebeljahr, Galerie Parterre, Berlin (GA)

2015 „lirum larum laborum“, zusammen mit malatsion, Kunstverein Ahlen, Ahlen (EA)

„Jahresgaben“, KunstVerein Ahlen, Ahlen (GA)

„Brennende Gaben – Die Weissenhofer“, Galerie im Gustav-Siegle-Haus, Stuttgart (GA)

2014 „insel zwischen uns“, Heimatspielhaus und Marienanstalt, Münnerstadt (GA)

2013 „von mir aus“, Projektraum Alte Feuerwache, Kommunale Galerie , Friedrichshain Kreuzberg, Berlin (GA)

„aus ernst wird spaß…das ironische in der kunst“, Projektraum Deutscher Künstlerbund, Berlin (GA)

„Laboratoire des possibles“, Susanne Britz und malatsion, Kunstverein Bellevue-Saal, Wiesbaden (EA)

2012 „BRITA- Kunstpreis“, Kunsthaus Wiesbaden (GA)

„island between us“, Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop (GA)

„Situative Systeme“, Kunstverein Kunstraum t27, Berlin (zusammen mit Marcus Ahlers)

„Das Eigene und Andere in der Fotografie – eine Ausstellung für Hannah Höch“, Projektraum Deutscher Künstlerbund, Berlin (GA)

„junger westen 1948 bis 2011, Die Preisträger“, Kunsthalle Recklinghausen (GA)

2010 „neonbird“, Kabinett im Kunsthaus Essen (EA)

„Tapetenwechsel“, Neues Kunsthaus Ahrenshoop (GA)

„Raumgänger“, Galerie im Saalbau, Berlin-Neukölln (EA)

2009 „transit“, Fotografie, Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf (EA)

„strichwärts“, Zeichnungen, Galerie Pankow, Berlin (GA)

„Bleistiftkonzert“, Galerie Inga Kondeyne, Berlin (GA)

Kunstpreis „junger westen 2009“, Kunsthalle Recklinghausen (GA)

 

Veröffentlichungen

2020 „Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm; Susanne Britz“, Katalogheft, Text von Beate Klompmaker, erschienen bei edition timpani, Berlin

„was du nicht siehst, abstrakt“, Katalog zur Ausstellung, mit einem Text von Anke Zeisler, hrsg. von kunstprojekte e.V., erschienen bei edition timpani, Berlin

2019 „...aller Welt Enden..., Fontane 2019“, Katalog zur Ausstellung, mit einem Text von Anke Zeisler, hrsg. von kunstprojekte e.V., erschienen bei edition timpani, Berlin

„Theodor Fontanes 200-jähriger Geburtstag im Jahre 2019: ...aller Welt Enden... “, ArtProfil, Nr. 132, Mai 2019

„Versuch und Irrtum“, Prolog X9, Zeitschrift für Zeichnung und Text, hrsg. von Anton Schwarzbach und Dorit Trebeljahr, Berlin

2018 „Mehr Berlin Titelseite“ im Tagesspiegel, Beitrag zum Losito Kunstpreis von Nicola Kuhn, Berlin, 20.10.18

Katalog „Losito Kunstpreis 2018, Integration", mit Texten von Anke Zeisler, hrsg. von der Losito Kressmann-Zschach Foundation, Berlin

2016 „die Kunst für die Kunst“, Prolog X8, Zeitschrift für Zeichnung und Text, hrsg. von Anton Schwarzbach und Dorit Trebeljahr, Berlin

2015 Katalog „punktlandung, Susanne Britz“, mit Texten von: Dr. Florian Schaper und Dr. Uwe Schramm, Blurb

2012 „Zeichnung zur Zeit V“, Susanne Britz, Beitrag von Reinhard Ermen in: Kunstforum International, Bd. 215

2011 „Strategien technischer Bildformen“ von Florian Schaper in:„Das Bild zwischen Kognition und Kreativität“, transcript Verlag, Bielefeld

2010 „junger westen 09“, in: Kunstforum International, Beitrag von Claudia Posca, Bd. 200

„Raumgänger, susannebritz“, Katalog zur Ausstellung in der Galerie im Saalbau, mit Texten von Thomas Wild und Rainer Hoffmann

2009 Katalog „junger westen 09“, hrsg. von Kunsthalle Recklinghausen

„watchlist“, in: Monopol, Beitrag von Jens Hinrichsen, Oktoberheft

Katalog zur Ausstellung „strichwärts – Zeichnungen“, hrsg. von Kulturamt Pankow, Berlin

 

Arbeiten in öffentlichen Sammlungen

 

Land Rheinland-Pfalz, Kunsthalle Recklinghausen, Förderverein für Bildende Kunst in Recklinghausen, Kunstmuseum Ahrenshoop, Videor Art Foundation, Stadt Mainz

 

Projektbezogene Arbeiten

(KB) Kulturelle Bildung (KP) Kuratorisches Projekt (J) Jurytätigkeit (KÖ) Kunst im öffentlichen Raum

2020 Kuratorisches Projekt „ready ready made“ zusammen mit Anita Stöhr Weber, Neuer Kunstverein Aschaffenburg

2017 Kuratorisches Projekt „agens & reagens“ zusammen mit Anita Stöhr Weber, rk-Galerie für zeitgenössische Kunst, Berlin-Lichtenberg (KP)

2012 – 2019 Projektkoordination Jugendkunstschule am Young Arts Neukölln, Koordination Foto-Olympiade #1-#7 Künstlerische Werkstätten Neukölln, Organisation von Projektarbeiten und Workshops in Zusammenarbeit mit freischaffenden KünstlerInnen, u.a. Nicolas Freitag, Philine Sollmann, Doro Zinn, Florian Reischauer, Patricia Morosan (KB, J)

2014 Jurytätigkeit Kunst am Bau für LIDL, Kulturamt Neukölln, Berlin (J)

2009, 2010 Projekte zur kulturellen Bildung am Hannah-Arendt-Gymnasium in Berlin zusammen mit der Bildenden Künstlerin Heike Hamann (KB, KÖ)

2008 „Glück gehabt“, Kunst im Untergrund, Kunstverein NGBK, Berlin (KÖ)

2006 „urban biotic project“, partizipative Installation, 48 STUNDEN NEUKÖLLN, Berlin (KÖ)

 

Credits: © Susanne Britz und VG Bild-Kunst, Bonn