Anne Pöhlmann

Pöhlmanns fotografisches Interesse beruht auf der Überführung von Oberflächen, Strukturen und Texturen in ein fotografisches Bild.
Von der Architekturfotografie ausgehend hat sich ihr Blickwinkel ausgedehnt auf Artefakte der Kunst und auf die Landschaftsfotografie. Diese skizzenhaft und poetisch anmutenden Fotografien trägt sie zusammen zu einem Bildarchiv, welches zum Ausgangspunkt wird für eine Übertragung der digitalen und somit trägerlosen Bilder auf textile Bildflächen. Ihre Schwerpunktsetzung wurde durch die Auseinandersetzung mit japanischer Architektur und Mode beeinflusst, durch die sich der hybride Charakter ihrer Fotografien, die sich fortan in Objekte verwandelten und installativ im Austellungsraum erlebbar wurden, weiter transformierte.

Für die textil-fotografischen Objekte der Werkreihe Safety Blankets verwendet Pöhlmann Stoffe aus Geschäftsauflösungen und recyceltem Polyester, welches mit fotografischem Material bedruckt wird. Die in ihrer Haptik an Schlafsäcke und moderne Funktionskleidung erinnernden Objekte sind flexible, im Ausstellungsraum formbare Elemente, die von Pöhlmann mit Hilfe von Bändern und Reißverschlüssen an die jeweiligen Bedingungen ihrer Präsentation neu angepasst werden können. Während die Außenseiten abstrakt grafisch gestaltet sind und von der Farbigkeit und Materialität der gewählten Stoffe leben, ist die Innenseite mit einem zarten seidig wirkenden Polyesterstoff ausgestattet, auf dem Fotografien zu erkennen sind.
Auch hier erscheint das Thema des Zeigens und Verbergens, welches in voraus gegangenen Werkreihen bereits angelegt war, indem ein Faltenwurf die glatte fotografische Oberfläche in ein Relief überführt und die Falten Bildteile verbergen.
Während beim industriellen Textildruck, der unter den heutigen linearwirtschaftlichen Bedingungen umweltschädlich ist, mit digitaler Technik Massenware hergestellt wird, stellt Pöhlmann dieser Produktion mit ihren selbstgenähten Unikaten aus recycelten Materialien einen kreislaufwirtschaftlichen Gegenentwurf gegenüber. Die Überführung von digitalem Archivmaterial ins Sinnliche ist als ein Statement Pöhlmanns zu verstehen für die Notwendigkeit der Bewahrung haptisch-greifbarer Qualitäten im digitalen Zeitalter.

Vita

* geboren in Dresden
lebt und arbeitet in Düsseldorf

Mitbegründerin der Künstler-Plattform
lonelyfingers
2018-2019 Vertretung der Professur für Fotografie, HBK Braunschweig
2014-2016 Lehrauftrag Folkwang Universität der Künste, Fachbereich Gestaltung/Fotografie, für B.A. und M.A. Studenten des Studiengangs ‚Photography Studies and Practice’

Ausbildung
2005    Akademiebrief Kunstakademie Düsseldorf
2003 - 2005    Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Rita McBride
2001 - 2003 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf
bei Prof. Thomas Ruff
1999 - 2001 Studium an der Akademie für Bildende Künste der Johannes Gutenberg-Universität


Einzelausstellungen (Auswahl)
2019    „Japanraum“, Langen Foundation, Neuss
2018     „Japan Diary“ Clages, Köln
2016     „Maps of you“, lonelyfingers at Mhka, Antwerp, Belgium
2015     „In Color“, Krefelder Kunstverein
2014     Peter Mertes Stipendium, Bonner Kunstverein, Bonn
2013     „Kurven“, Clages, Köln
2012     „The Latent Image“, Schaufenster Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen,  Düsseldorf

Gruppenausstellungen (Auswahl)
2020    „Bon Voyage! Reisen in der Kunst der Gegenwart“, Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen
2019    „Schluss mit reden, spielen wir!“ Kunsthalle Lingen
            „Next Generations. Aktuelle Fotografie made im Rheinland“ Museum Morsbroich, Leverkusen
2018    „When the medium becomes routine – questioning photography now“ GCArtCenter, Chongqing, China
            „Gegen die Strömung. Reise ins Ungewisse“ Museum Morsbroich, Leverkusen
2017     „Produktion. Made in Germany“ Kestnergesellschaft Hannover
2013     „HERstories“, Bonner Kunstverein, Bonn
            „lonelyfingers – Konversationsstücke“. Museum Abteiberg Mönchengladbach
2010     „Neues Rheinland. Die postironische Generation“, Museum Morsbroich, Leverkusen

Awards, Residencies, Works in Public Space (selection)
2020    Arbeitsstipendium Stiftung Kunstfonds Bonn
2018     Reisestipendium der Stadt Düsseldorf Chongqing, China
2017    Artist-in-residence, Villa Kamogawa, Goethe Institut Kyoto, Japan
2016    Artist-in-residence, Mhka Antwerp, Belgium
2015    Artist-in-residence, Cité Internationale des Arts Paris, France
2013    AICA-Award „Special Exhibition of the year“ für „lonelyfingers – Konversationsstücke“,
           lonelyfingers und Museum Abteiberg, International Association of Art Critics
           Peter Mertes Stipendium, Bonner Kunstverein, Bonn